Kunststil

Wie kann man den Kunststil von Sookyoung Byun im Wesentlichen ergründen und beschreiben?

Sookyoung malt figurativ, erst spät finden sich Ansätze abstrakter Inhalte. Sookyoung begreift sich in ihrem Inneren als „zutiefst“ asiatisch. Dazu gehört gleichwohl auch die Auseinandersetzung mit anarchischen Elementen.


Wie nur wenige vereint sie fernöstliche und westliche Stilmittel und Kunstformen, ohne dass die eine die andere dominieren würde. In diesem Sinne sind die Arbeiten Sookyoungs einzigartig und Ausdruck ihrer Individualität und ihres künstlerischen Ranges.

Sookyoungs genre-übergreifendes Repertoire umfassen expressionistisch verfremdete Landschaften, Gehölz und Baumblüte, Bambus, Lotus, klassische Blumen und Landschafts-aquarelle, Seestücke, Urban Sketching, stilisierte Personen.


Stilelement des europäischen bzw. deutschen Expressionismus indes finden sich im Werk Sookyoung viele. Ein gewisses „Alleinstellungs-merkmal“ ist die Kombination aus Tuschemalerei und Acryltechnik auch in „westlichen“ Motiven.


So betrachtet, vergegenständlicht sich die unterstellte Symbiose asiatischer und westlicher Stilmittel.


Das gilt auch für das zunehmende Interesse Sookyoungs am Unbewußten, am Scheinbaren, am angedeuteten Mystischen, anders gesagt: was hinter dem Dargestellten und dem „nicht Dargestellten“ (Man Ray) verborgen ist.


So enthalten viele ihrer Arbeiten eine zweite Sinnebene, die ihre Botschaft erst bei näherer Betrachtung erkennen lässt. Ihre Arbeiten lassen immer Raum für eigene Interpretation, zeigen jedoch zugleich immer Sookyoungs Sicht auf die Welt – und sind deshalb authentisch. 


Die Arbeiten sind durchgängig mehrfarbig, der Farbauftrag ist zart bis satt. Indem sie „falsche“ oder übersättigte Farben aufträgt, assimiliert sie ein Stilmittel des deutschen bzw. europäischen Expressionismus. Nichts fehlt, nichts ist überflüssig, die Pinselführung ist souverän.


Hierbei ist zu bedenken, dass die von ihr bevorzugte Mischtechnik, anders als bei Arbeiten in Öl oder Acryl, spätere Korrekturen kaum zulässt.

Die von ihr perfektionierte Mischtechnik ist eine Kombination aus Tuschezeichnung und herkömmlicher Acryl-/Aquarellmalerei.


Während die Konturen in Acryl ausgeführt werden, werden die flächigen Bildinhalte mit schwarzer oder farbiger Tusche „nass in trocken“ ausgemalt.

Die sich daraus ergebenden Farbverläufe und Kontraste erinnern an Kandinskys Murnauer Schaffensphase.


Aber auch vollständig in Acryl ausgeführte Malerei ist zu finden: Stilistische oder technische Festlegung ist Sookyoung fremd. Material- und Kompositionsfreiheit sind Prinzip. 




Text von Heiner Hoffmann, Galerist, Klingenberg am Main